Keine Angst vor Cholesterin!

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Ich habe ja zuletzt einen Beitrag zum Thema Fette veröffentlicht. Wer über Fette spricht, darf natürlich auch das Cholesterin nicht vergessen. Wenn wir im Alltag mit Patienten oder Verwandten über Cholesterin reden, geschieht dies in der Regel nur im Zusammenhang mit erhöhten Blutfettwerten: „Ihr Cholesterinwert ist zu hoch, wir müssen ihn dringend senken!“. Ich gebe zu, schon öfter gehört zu haben, dass wir mit unserer Ernährung kaum Einfluss auf unseren Cholesterinwert nehmen können. Da sich Tabletten schneller einnehmen lassen, als dass die Ernährung und der Lebensstil umgestellt sind, hat es mich auch nicht groß verwundert, dass Cholesterinsenker in großem Stil verordnet werden (sie gehören immerhin zu den 10 umsatzstärksten Medikamenten weltweit). Bei meinen Recherchen zu diesem Beitrag bin ich jedoch auf einige Dinge gestoßen, die mich ehrlicherweise etwas geschockt haben. Das, worauf unsere Cholesterin-Theorie beruht, soll (zumindest in Teilen) erfunden sein?! Aber seht selbst:

„Es gibt absolut keine Verbindung zwischen Cholesterin in der Nahrung und Cholesterin im Blut. Keine. Und das haben wir schon immer gewusst. Cholesterin in der Nahrung macht überhaupt nichts …“  (Ancel Keys, amerikanischer Ernährungswissenschaftler, 1904-2004). Er selbst hatte die Theorie, dass Cholesterin aus der Nahrung schädlich ist und zu Herzinfarkten etc. führen kann, ins Leben gerufen. Die Belege hatte er sich aus seiner sogenannten Sieben-Länder-Studie jedoch so zurechtgebogen, dass sie zu dem passten, was er aussagen wollte. (1)

Warum Cholesterin also keinesfalls nur schlecht ist, sondern auch noch weitere wichtige Eigenschaften hat, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Viel Spaß beim Lesen! 😊

Was ist Cholesterin?

Cholesterin bzw. richtiger Cholesterol ist ein polyzyklischer Alkohol, der zu den Steroiden gehört. Steroide wiederum sind neben den Fettsäuren und Triglyzeriden eine Gruppe der Lipide. Zu den Steroiden zählen außerdem Glucocorticoide (z.B. Cortisol), Sexualhormone (z.B. Östrogen) und Gallensäuren. Die Herstellung von Cholesterin findet insbesondere in Leber, Darm und Gehirn statt. Darüberhinaus findet es sich v.a. in Lebensmitteln tierischer Herkunft, z.B. Butter. Über 90% des Gesamtcholesterins werden im Körper hergestellt und nur ein keiner Teil über die Nahrung aufgenommen! Die Höhe des Cholesterinspiegels ist also nur zu einem geringen Maße durch die Nahrung zu beeinflussen. Im Laufe des Lebens sowie während einer Schwangerschaft steigt der Spiegel in der Regel. (2,3)

Was sind LDL und HDL?

Dabei handelt es sich quasi um Transportproteine („Low-“ und „High-densitiy lipoprotein“) des Cholesterins. LDL ist gemeinhin als „schlecht“ bekannt und transportiert Cholesterin von der Leber in andere Gewebe. HDL ist dagegen  „gut“ und transportiert es genau umgekehrt wieder zur Leber zurück, von wo es dann als Gallensäuren oder über die Galle direkt ausgeschieden wird. (2)(3)

Was sind die Aufgaben von Cholesterin?

  • Cholesterin ist zusammen mit gesättigten Fettsäuren ein wichtiger Bestandteil von Zellmembranen. Es verleiht ihnen Stabilität und die nötige Beweglichkeit. Außerdem dient es als wichtiges Reparaturmolekül. (2)
  • Es ist die Vorstufe lebenswichtiger Hormone, der Corticosteroide, zu denen das Cortisol zählt, sowie der Sexualhormone Testosteron, Östrogen und Progesteron. (2)
  • Gallensäuren werden aus Cholesterin gebildet. Diese sind für Fettverdauung und -resorption wichtig.
  • Mit ein paar Umwegen entsteht aus einer Vorstufe des Cholesterins Vitamin D. Dieses wiederum hat wichtige Aufgaben u.a. im Knochenstoffwechsel und die Funktion des Immunsystems. (4)
  • Cholesterin hat auch Einfluss auf embryonale Entwicklungsprozesse. Es konnte nachgewiesen werden, dass Cholesterinsenker, „Statine“, in der Schwangerschaft zu Fehlbildungen führen können. Der Cholesterinspiegel kann demnach in der Schwangerschaft ansteigen. (5,6).
  • Es hat Einfluss auf den BDNF (Brain derived neurotrophic factor)-Rezeptor. Dieser wiederum ist wichtig für die Wirkung von Antidepressiva. Sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte können den Rezeptor verformen und somit das Andocken der Wirkstoffe verhindern. (7)
  • Außerdem ist Cholesterin in der Muttermilch (ca. 25mg/100mg) enthalten. Es ist wichtig für eine gesunde Entwicklung von Gehirn und Nervensystem. (8)

Und was ist jetzt so schlimm an Cholesterin?

Problematisch ist vor allem das oxidierte LDL. Dies entsteht, wenn z.B. durch Entzündungen im Körper, Zigarettenrauch, übermäßigen Stress oder falsche Ernährung freie Radikale gebildet werden (9). Es kann außerdem durch starke Hitze oder chemische Veränderungen oxidiert werden. Oxidiertes Cholesterin ist demnach in vielen Fertigprodukten, Trockenei, Milchpulver und Frittierfetten enthalten. Diese Art von Cholesterin ist für Schäden an der Gefäßwand und die Entstehung von Plaques (die eigentlich dazu dienen, die geschädigte Gefäßwand zu reparieren) verantwortlich. Langfristig kann sich daraus die sogenannte Atherosklerose entwickeln. Daraus ergeben sich Folgeerkrankungen wie z.B. die Koronare Herzkrankheit (KHK), Herzinfarkt und Schlaganfall (10)(11).

Was folgern wir also daraus?

Wie alles im Leben, ist Cholesterin nicht nur schlecht oder nur gut – es kommt auf die Art an! Mit einer ausgewogenen Ernährung und einem gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung muss niemand Angst davor haben, zuviel Cholesterin zu sich zu nehmen. Dagegen sollten wir versuchen, den Anteil des oxidierten LDLs gering zu halten. Also lieber auf natürliche Fette setzen und hochverarbeitete Produkte so gut es geht aus unserer Ernährung streichen!

Nachtrag: Wenn du an einer der genannten Folgeerkrankungen leidest, solltest du in jedem Fall die Therapie deines Hausarztes befolgen. Mein Beitrag dient nur als Inspiration für eine darüberhinaus gesunde Lebensführung! 

Ich hoffe, es war mal wieder etwas Neues und Interessantes für euch dabei!

Eure Alina

 

 

 

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